Das gehört an die große Glocke gehängt …
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Das gehört an die große Glocke gehängt …
Mit ihrem etwa fünfjährigen Sohn war sie um die Mittagsstunde im Pfarrbüro gewesen. Sie brauchte einen Patenschein. Um 11.30 Uhr läutete es. „Warum läutet jetzt die Glocke?“ fragte der Junge. „Um 12.00 Uhr war früher das Mittagsessen auf dem Tisch. Die Glocke hat die Leute von den Feldern gerufen, damit sie pünktlich zum Essen da sind!“
Als ich diese Erklärung hörte, dachte ich bei mir, so würden es die meisten erklären. Für den Jungen war das einleuchtend. Aber die ganze Antwort war es nicht. Warum läutet es morgens, mittags und abends?
Antwort darauf gibt auch das bekannte Bild Das Angelusläuten von Jean-François Millet. Es zeigt einen Mann und eine Frau, die auf dem Feld stehen. Für einen Augenblick unterbrechen sie ihre Arbeit. Sie halten inne und beten. Mit gefalteten Händen und geneigten Köpfen sind sie ganz bei sich.
Seit Jahrhunderten läuten in unserem Kulturkreis zu festen Zeiten die sogenannten „Angelusglocken“. Sie laden zur Unterbrechung des Alltags ein und sagen uns: „Lass Betriebsamkeit und Hektik für einen Augenblick mal sein. Sammle dich für einen Augenblick und werde innerlich! Du wirst spüren, wie gut es dir tut!“
Zudem betete man beim Läuten der Glocke den „der Engel des Herrn“; das sogenannte „Brevier der kleinen Leute“. Engel heißt lateinisch“ „Angelus – daher der Name der Glocke.
Das Gebet erzählt die wunderbare Geschichte der Maria. Wie diese einfache Frau aus Nazareth sich von Gottes Wort treffen und berühren lässt. Wie sie damit schwanger geht und es zur Welt bringt. Gott hat viele Möglichkeiten, durch die er uns einen Boten, einen Gruß, einen Zuspruch oder Anspruch schicken kann. Die kleinen Unterbrechungen des Alltags können helfen, für die kleinen Wunder des Alltags und für das Leben an sich wach und sensibel zu bleiben. Dreimal am Tag lädt das Angelusläuten uns dazu ein.
Es verdient bewahrt zu werden und gehört als Kulturgut an die große Glocke gehängt, meint
Pastor Michael Wilhelm